2010-09-19

Umstiegsszenario

Sehr geehrter Herr Grube,

Ihr erstes Interesse ist doch, den Aktienwert der Bahn AG zu mehren und die Bilanz für einen Börsengang fit zu machen. Deshalb betrachten Sie auch die direkte Demokratie als Hindernis für zukünftige Investitionen. Dabei sollten gerade Sie das große Interesse und die potenzielle Unterstützung durch eine breite Basis in der Bevölkerung als große Chance sehen, Bauvorhaben schneller und reibungsloser umzusetzen als bisher.

Haben Sie sich denn schon einmal überlegt, ein großes Bauprojekt gemeinsam mit den interessierten und informierten Bürgern durchzuführen, anstatt wie bisher alles hinter verschlossenen Türen mit korrupten Politikern und ausschließlich im Eigeninteresse handelnden lokalen Baulöwen auszuhandeln? Bauen Sie doch gemeinsam mit den Bürgern Stuttgarts einen Bahnhof, den die Stuttgarter auch wollen, und die Proteste werden in sich zusammenfallen. Sie werden als der große Gewinner dastehen, der ganz nebenbei die gestörte parlamentarische Demokratie wieder ins Lot bringt.

Natürlich wird es auch ein paar Verlierer geben, wenn im provinziellen Stuttgart eine Baublase platzt, aber das braucht Sie nicht zu stören, denn im März werden diese Leute abgewählt. Bleiben Sie auf der Gewinner-Seite und die Bauzuschüsse werden wie vereinbart an die Bahn fließen. Sie können öffentliche Gelder in der Bilanz aktivieren, ohne sie vorher mühsam erarbeitet zu haben. Damit verbessert sich das Verhältnis von Umsatz zu Anlagevermögen, womit die Gewinnerwartungen steigen, was die Aktie für Anleger interessant macht.
Reden Sie also ernsthaft mit uns interessierten Stuttgartern, bauen Sie uns einen leistungsfähigen und für zukünftige Anforderungen gerüsteten Bahnhof mit Wachstumspotenzial, und wir werden uns nicht lumpen lassen.

Hochachtungsvoll
Peter Steinbrück

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