2010-09-06

Der Stau (eine Fiktion)

Stuttgart

Der gestrige Montag begann in Stuttgart und der Region mit massiven Verkehrsstaus, die teilweise bis in den späten Nachmittag andauerten. Bereits gegen sieben Uhr war die Innenstadt nicht mehr passierbar und sämtliche Parkhäuser belegt. Anschließend bildeten sich kilometerlange Staus auf den Ausfallstraßen, die sich bis zu den Autobananschlussstellen Degerloch, Vaihingen Möhringen, Feuerbach und Zuffenhausen ausdehnten, sodass diese von der Polizei zeitweilig gesperrt wurden und viele Autofahrer kilometerlange Umwege in Kauf nehmen mussten. Erst gegen Mittag trat eine leichte Verkehrsberuhigung ein. Der daraufhin einsetzende Rückstrom der Autofahrer brachte den Verkehr jedoch binnen Kurzem wieder vollständig zum Erliegen. Schätzungen zufolge sind in Stuttgart und Umgebung mehr als die Hälfte der Berufstätigen nicht oder mit erheblichen Verspätungen zur Arbeit erschienen. Die Auswirkungen erinnern an einen Generalstreik, so ein Polizeisprecher.

Nachdem am Freitag die Gespräche zu dem umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 am runden Tisch ergebnislos verlaufen waren, hatten sich etwa 20000 Menschen aus der Protestbewegung zu einer ungewohnten Montagsdemo verabredet. Um zu demonstrieren, was passiert, wenn Stuttgart 21 von den Bahnreisenden nicht angenommen wird, haben sie an diesem Morgen die Bahn stehen lassen und sind mit ihren Autos in die Stadt gefahren. Ein Sprecher aus der Protestbewegung bezeichnete die Aktion als durchschlagenden Erfolg, denn auf diese Weise werde der Welt vor Augen geführt, welch unverzichtbaren Beitrag gerade der Regionalverkehr auf der Schiene zum Gesamtverkehr der Region leiste, und dass die prophezeihte Schwächung des Regionalverkehrs durch Stuttgart 21 zum Verkehrsinfarkt einer ganzen Region führen werde.

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